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Geschrieben von Pittie_Platsch am 22.02.2006 um 21:16:

 

Zitat:
Original von kurtl
Nochwas zur Aktion des Admins:
Ich finde es doch seltsam, dass ein Thread geschlossen wird, dessem Ersteller "Instrumentalisierung" - in diesem Falle Werbung für eine Aktionsform - vorgeworfen wird; man dann aber alle (in meinen Augen interessanten) anderen Beiträge löscht und nur den Beitrag des Erstellers stehen lässt, wegen dem der Admin den Thread geschlossen hat.


Ich denke, er wollte damit klarstellen, dass es nicht um das Thema ging oder unsere Beiträge, sondern nur um den Themenstarter. Er wollte ein Exempel statuieren, denke ich. Sonst hätte er es wohl ganz gelöscht.
Und wenn er den Thread nur geschlossen hätte, hätten vielleicht einige den eindruck gewonnen, dass es am Thema liegt oder wir uns falsch verhalten haben in dem Thread.
Ich find es auch blöd, dass die ganze Diskussion weg ist, aber naja, wir machen doch trotzdem gut weiter.



Zum psychologischen effekt muss ich sagen, dass der bei mir auch schon mal auffällt. Im Kaufhaus denk ich auch manchmal "oh, das, was ich gerade getan habe, hätte ein Detektiv jetzt auch für ein Anzeichen auf einen Diebstahl sehen können".
Ist aber selten. Aber ich geb zu, es gibt sicher viele, denen das noch viel schlimmer geht und die das mehr belastet.



Geschrieben von bullenstaat am 23.02.2006 um 11:07:

 

So, dann werd ich auch mal meine Meinung beisteuern:

Ich finde man muss das ganze stark unterteilen.

Zum einen gibt es da "handfeste" Effekte, die derartige Überwachung haben kann. Das meiste davon wurde hier schon genannt (nachträgliche Identifikation von Tätern/Agressoren, Arbeitserleichterung für Polizisten während des Einsatzes etc...) - das sind Effekte, die ich sogar vollkommen nachvollziehen kann.

Dann gibt es sowas wie "psychologische Effekte". Hier denke ich zunächst an den gewünschten "Abschreckungseffekt" - allerdings wurde ja auch schon gesagt, dass gerade der Abschreckungseffekt eben NICHT eintritt, zumindest nicht in dem Umfange, wie es häufig propagiert wird. Im Gegenteil - es gibt sogar Einzelfälle, in denen sich illegale Graffiti-Künstler vermummt haben, um VOR KAMERAS ihre Kunstwerke zu schaffen. In diesem Fall steht die Kamera ja sogar als MOTIVATION für eine Straftat...

Ich hatte ja auch in meinem gelöschten Beitrag aus dem ersten Thread schon gesagt, dass ich der Meinung bin, das Aufstellen von Überwachungskameras sorgt für eine "Egal-Haltung": Wenn irgendwo jemand oder etwas zusammengeschlagen/ausgeraubt/(sexuell) belästigt/beschädigt wird und da Kameras stehen könnte ich mir gut vorstellen, dass dies von Zeugen als Rechtfertigung für ihr nicht-eingreifen genutzt wird. Das wäre dann ja ein weiterer NEGATIV-Effekt von Kameras.

Und als letzten - und wichtigsten - Punkt möchte ich mal mein ganz persönliches (Subjektives) Empfinden nennen: Natürlich bin ich ein unbescholtener Bürger, natürlich habe ich nicht vor irgendwelche weitreichenden Straftaten zu begehen (GEZ-Betrug (gibt es eigentlich dazu einen Thread, dass demnächst JEDER Internetnutzer GEZ-Gebühren zahlen soll, weil man ja im Stream ARD & ZDF gucken kann?) und Raubkopien mal ausgenommen, aber wer von Euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!), aber trotzdem fühle ich mich durch Überwachungskameras in meinem Verhalten eingeschränkt.

Da wären zunächst einmal die offensichtlichen Sachen (Beim Popeln gefilmt werden ist bestimmt blöd/wer sagt mir, dass ich nicht in Handschellen gelegt werden, wenn ich mich mit einem Kumpel im Spaß kloppe?), dann eine latente Angst vor Missgeschicken (Was, wenn ich die Kamera in meiner auserwählten Pinkelecke nicht sehe oder meiner Freundin beim Tanzen das Top verrutscht und die Brust raushängt) und Kontrollverlust (Beim "In-Folge-von-erhöhtem-Alkoholkonsum-Kotzen" muss ich jetzt auch nicht unbedingt gefilmt werden).

Außerdem kann mir niemand garantieren, dass solche Bilder nicht doch in die falschen Hände geraten (Ein Staatsdiener (Beamter, Angestellter im öffentlichen Dienst) muss sich (laut Arbeitsvertrag) auch außerhalb des Dienstes sittlich verhalten, da muss ich doch nicht mit nem Joint (eigentlich noch nicht mal mit nem Bier auf ner Demo gegen die Regierung) gefilmt werden...)

Fazit: Ich möchte der Kamera-Überwachung die positiven Effekte nicht komplett absprechen, aber für mich persönlich überwiegt die - auch wenn es nur an meiner Einstellung liegen mag - tatsächlich vorhandene Einschränkung meiner persönlichen Freiheiten und deswegen finde ich jede Kamera an öffentlicher Stelle so richtig scheiße!



Geschrieben von Hans-Wurst am 23.02.2006 um 13:44:

 

Zitat:
Ich hatte ja auch in meinem gelöschten Beitrag aus dem ersten Thread schon gesagt, dass ich der Meinung bin, das Aufstellen von Überwachungskameras sorgt für eine "Egal-Haltung": Wenn irgendwo jemand oder etwas zusammengeschlagen/ausgeraubt/(sexuell) belästigt/beschädigt wird und da Kameras stehen könnte ich mir gut vorstellen, dass dies von Zeugen als Rechtfertigung für ihr nicht-eingreifen genutzt wird. Das wäre dann ja ein weiterer NEGATIV-Effekt von Kameras.


Meiner Meinung nach muß man die Kameras sowieso so positionieren, daß derjenige garnicht merkt, daß er gefilmt wird. Dann verhalten sich die Leute nämlich auch natürlich. Und im übrigen verstehe ich die Argumentation nicht, daß eine Kamera ein Grund dafür sein kann nicht einzuschreiten. Eine Kamera hilft zwar später beim Finden der Täter bzw. dient als Beweismaterial. Aber in dem Moment hilft sie dem Opfer ja auch nicht weiter.



Geschrieben von powerbook am 23.02.2006 um 13:54:

 

Zitat:
Ich hatte ja auch in meinem gelöschten Beitrag aus dem ersten Thread schon gesagt, dass ich der Meinung bin, das Aufstellen von Überwachungskameras sorgt für eine "Egal-Haltung": Wenn irgendwo jemand oder etwas zusammengeschlagen/ausgeraubt/(sexuell) belästigt/beschädigt wird und da Kameras stehen könnte ich mir gut vorstellen, dass dies von Zeugen als Rechtfertigung für ihr nicht-eingreifen genutzt wird. Das wäre dann ja ein weiterer NEGATIV-Effekt von Kameras.


Das halte ich für ein wenig kurzsichtig gedacht.



Geschrieben von bullenstaat am 23.02.2006 um 14:26:

 

Hm. Ich hab das aber tatsächlich schon als Grund in der Zeitung gelesen. Hier war mal so ein Fall, wo ein Mädel in der nicht leeren S-Bahn vergewaltigt wurde. Wahrscheinlich hätten die Menschen sowieso nicht eingegriffen, aber die haben tatsächlich das mit der Kamera als Ausrede benutzt...

Und mal weg vom Beispiel sehe ich es auch tatsächlich selber so, dass diese zunehmende "staatliche" Überwachung mit ein Grund dafür ist, dass die Menschen sich weniger gegenseitig "überwachen" (gemeint ist eher "aufeinander aufpassen")...

Aber ich lass mir ja gerne erklären, was daran "kurzsichtig" sein soll...

Zitat:
Original von Hans-Wurst
Meiner Meinung nach muß man die Kameras sowieso so positionieren, daß derjenige garnicht merkt, daß er gefilmt wird. Dann verhalten sich die Leute nämlich auch natürlich.

Das meinst du jetzt aber nicht wirklich ernst, oder? (Mehr kann ich dazu jetzt nicht schreiben, ohne polemisch zu werden - das mach ich dann vielleicht noch, wenn du mir bestätigst, dass du das ernst meinst...)



Geschrieben von Hans-Wurst am 23.02.2006 um 14:38:

 

Natürlich meine ich das ernst. Oder glaubst du im ERnst, jemand würde z.B. einen Überfall an einer Stelle begehen, wenn er weiß, daß er dabei gefilmt wird? Ansonsten kann man die Kameraüberwachung auch gleich sein lassen.



Geschrieben von powerbook am 23.02.2006 um 15:17:

 

Zitat:
Original von bullenstaat
Hm. Ich hab das aber tatsächlich schon als Grund in der Zeitung gelesen. Hier war mal so ein Fall, wo ein Mädel in der nicht leeren S-Bahn vergewaltigt wurde. Wahrscheinlich hätten die Menschen sowieso nicht eingegriffen, aber die haben tatsächlich das mit der Kamera als Ausrede benutzt...


Okay, das ist schon eine Leistung, auf den Trichter zu kommen, dass eine Kamera den Vorfall mitkriegt, aber nicht die unterlassene Hilfeleistung. (Wobei dies auszuführen schwer OT wäre Augenzwinkern ).

Zitat:
Original von Hans-Wurst
Natürlich meine ich das ernst. Oder glaubst du im ERnst, jemand würde z.B. einen Überfall an einer Stelle begehen, wenn er weiß, daß er dabei gefilmt wird? Ansonsten kann man die Kameraüberwachung auch gleich sein lassen.


Genau. Deshalb sind die Banküberfälle auch seit geraumer Zeit auf Null.



Geschrieben von Hans-Wurst am 23.02.2006 um 17:00:

 

Zitat:
Genau. Deshalb sind die Banküberfälle auch seit geraumer Zeit auf Null.


Bei einer geplanten Aktion kann man sich ja vermummen. Ich meinte jetzt eher solche Dinge, wie wenn in der Fußgängerzone von Jugendlichen einer Oma die Handtasche geraubt wird oder sowas.



Geschrieben von kurtl am 23.02.2006 um 17:10:

 

Dann lernen sie eben dazu und maskieren sich.
Wie bei den Banküberfällen.

Diebstahl und andere Eigentumsdelikte löst man nicht durch Repression sondern durch Strukturarbeit.



Geschrieben von Pittie_Platsch am 23.02.2006 um 20:15:

 

Zitat:
Original von kurtl
Dann lernen sie eben dazu und maskieren sich. Wie bei den Banküberfällen.


In der Fußgängermeile?? Ich denk, dass ist jetzt echt überzogen. Die müssten dann ja schon maskiert eiwig durch die Gegend laufen udn würde sowas von auffallen. Und du überschätzt erstes das klare Denkvermögen mancher Jugendlicher und ebenfalls ihrn Antrieb.



Geschrieben von Hans-Wurst am 23.02.2006 um 20:20:

 

Zitat:
Dann lernen sie eben dazu und maskieren sich.


Da es sich dabei meistens um spontane Aktionen handelt - schließlich wissen sie ja nicht wann wo irgendeine Oma rumläuft - glaube ich das kaum. Außerdem: Warum sollten sie sich maskieren, wenn sie nicht wissen, daß sie gefilmt werden?



Geschrieben von eylou am 23.02.2006 um 21:22:

 

Vermummen kann man sich auch mit Kapuzenpullover, Sonnenbrille und beliebigen anderen unauffälligen Kleidungsstücken, wie das auch bei Demos üblich ist. Das Argument zählt also nur bedingt.

Zitat:
Original von Hans-Wurst
Meiner Meinung nach muß man die Kameras sowieso so positionieren, daß derjenige garnicht merkt, daß er gefilmt wird. Dann verhalten sich die Leute nämlich auch natürlich.


Dann hätten Kameras die Funktion, als "Falle" für Täter zu dienen - sie erst in Sicherheit zu wiegen und dann zuschlagen zu können. Das wäre moralisch sehr fragwürdig, weil es dann ganz offensichtlich lediglich darum ginge, mehr Leute bestrafen zu können, wofür auch immer.

Außerdem würden sich versteckte Kameras schnell herumsprechen und sich Menschen sehr bald genauso beobachtet fühlen. Das wäre dann gleich in doppelter Hinsicht der bekannte Orwell-Effekt, dass man glaubt, man könnte gerade gefilmt werden und das Band könnte gerade von jemandem beobachtet werden. So ließe sich mit ganz wenig Aufwand regelrechte Paranoia hervorrufen, während für die Menschen noch nicht mal nachvollziehbar wäre, ob sie gerade überwacht werden. Wenn schon Kameras, dann wenigstens offen sichtbar.



Geschrieben von bullenstaat am 23.02.2006 um 21:51:

 

Zitat:
Original von eylou
Zitat:
Original von Hans-Wurst
Meiner Meinung nach muß man die Kameras sowieso so positionieren, daß derjenige garnicht merkt, daß er gefilmt wird. Dann verhalten sich die Leute nämlich auch natürlich.


Dann hätten Kameras die Funktion, als "Falle" für Täter zu dienen - sie erst in Sicherheit zu wiegen und dann zuschlagen zu können. Das wäre moralisch sehr fragwürdig, weil es dann ganz offensichtlich lediglich darum ginge, mehr Leute bestrafen zu können, wofür auch immer.

Das ist genau der Punkt, den ich an der Argumentation von Hans-Wurst nicht nachvollziehen kann: Wenn es denn so wäre, dass man eine Straftat durch eine sichtbar angebrachte Kamera VERHINDERN kann, dann soll man doch froh darüber sein und sie nicht verstecken... Dem Opfer nützt es doch letztlich auch nichts, wenn der Täter gefasst wird!

Edit: Aber bei Radarfallen ist das doch auch so... Wenn die sichtbar angebracht wären, würden die auch eher Straftaten verhindern als nur "abzuzocken"... *g*



Geschrieben von powerbook am 23.02.2006 um 22:02:

 

Gutes Beispiel, die Radarfalle. Nehmen wir nur mal die Radaranlage "Elzer Berg" auf der A3. Da stehen massig Schilder, alle paar Meter monströse Blitzen ... das Ding ist alles mögliche, aber NICHT unauffällig; da kann sich auch keiner mit "Ich kenne mich hier doch nicht aus" rausreden.

Trotzdem macht es da immer noch recht häufig "blitz".



Geschrieben von Hans-Wurst am 24.02.2006 um 03:09:

 

Zitat:
Dann hätten Kameras die Funktion, als "Falle" für Täter zu dienen - sie erst in Sicherheit zu wiegen und dann zuschlagen zu können. Das wäre moralisch sehr fragwürdig, weil es dann ganz offensichtlich lediglich darum ginge, mehr Leute bestrafen zu können, wofür auch immer.


Ich denke halt, daß bei sichtbaren Kameras die Leute nicht weniger Straftaten begehen würden. Sie würden lediglich abwarten, bis das Opfer in einem von Kameras nicht erfaßten Winkel verschwindet. Das Problem ergäbe sich nicht, wenn der Tätet garnicht weiß daß sich dort eine Kamera befindet.



Geschrieben von L'Öö am 24.02.2006 um 05:22:

 

Spätestens wenn bei der ersten Straftat das Videomaterial als Beweismittel herangezogen wird, ist der Standort dieser Kamera bekannt. Und dann? Regelmäßig Position ändern oder was?



Geschrieben von ut4you am 24.02.2006 um 16:15:

 

Zitat:
Original von Hans-Wurst
Ich denke halt, daß bei sichtbaren Kameras die Leute nicht weniger Straftaten begehen würden. Sie würden lediglich abwarten, bis das Opfer in einem von Kameras nicht erfaßten Winkel verschwindet. Das Problem ergäbe sich nicht, wenn der Tätet garnicht weiß daß sich dort eine Kamera befindet.


Tja und was hat man davon? Gar nichts! So oder so kommt es zur Straftat. Wo ich dann wieder den kleinen Vorteil einer offensichtlichen Kamera sehe, dass die potenziellen Täter vielleicht doch abgeschreckt werden, da sie auch nicht beurteilen können, wie groß denn nun der überwachte Bereich ist und vielleicht kann die Tat gar nicht mehr ausgeführt werden, wenn das Opfer aus dem überwachten Bereich heraus ist, z.B. durch zu viele Passanten oder sonstiges.



Geschrieben von eylou am 24.02.2006 um 18:44:

 

Aufgrund gesellschaftlicher Spannungen, Konflikte und Perspektivenlosigkeit, die durch verfehlte Sozialpolitik und sich verschlechternde Lebensumstände entstehen, kommt es zu kriminellen Handlungen wie kleineren Diebstählen und Gewalt gegen Mitmenschen. Statt gegen das Problem anzugehen, wird versucht, Täter durch harte Strafen abzuschrecken. Um die permanente Kontrolle zu demonstrieren, werden Kameras installiert, die die potenzielle Täter im Zaum halten sollen und zu einer einseitigen Machtverschiebung zu Gunsten von Polizei- und Sicherheitskräften führen. Und als nächstes sollen Kameras versteckt angebracht werden, um Taten auch in kameraüberwachten Räumen zu provozieren und die Täter hinterher dingfest machen zu können? Und das soll man sich bieten lassen?



Geschrieben von powerbook am 24.02.2006 um 20:21:

 

Immer diese Paranoia ...



Geschrieben von eylou am 24.02.2006 um 20:46:

 

Zitat:
Original von powerbook
Immer diese Paranoia ...


Eine Begründung zum Schlagwort wäre nett Augenzwinkern

Ich habe absolut nichts geschrieben, was nicht längst empirisch belegt wäre oder in der Natur der Sache läge. Die letzten beiden Sätze bezogen sich auf Hans-Wursts Vorschlag der versteckten Kameraüberwachung.


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