das beste board der welt (https://board.bademeister.com/index.php)
- DAS LEBEN, DAS UNIVERSUM UND DER GANZE REST (https://board.bademeister.com/board.php?boardid=17)
-- BÜCHER (https://board.bademeister.com/board.php?boardid=22)
--- Alles Gewalttäter hier: "Gewaltmusik - Musikgewalt" (https://board.bademeister.com/thread.php?threadid=19091)


Geschrieben von Natollie am 07.12.2006 um 17:23:

großes Grinsen Alles Gewalttäter hier: "Gewaltmusik - Musikgewalt"

Vorneweg: Ich konnte mich gerade nicht zwischen Musik-, Bücher- und Open Board entscheiden, hab dann aber beschlossen, das Thema hier rein zu pfeffern, auch wenn es sich mit dem Musikboard überschneidet Augenzwinkern

Okay. Der Herr Professor Miehling hat ein Buch geschrieben, das heisst "Gewaltmusik - Musikgewalt". Da das Ding sauteuer ist (98 Euro), sei es hiermit kurz zusammengefasst (bei BOL geklaut), ohne dass ich es gelesen hätte:

"In den letzten Jahrzehnten war ein umfassender Wertewandel zu verzeichnen, der unter anderem dazu führte, daß heute neun von zehn Menschen zu Straftätern werden. Das Buch "Gewaltmusik - Musikgewalt" beweist, daß eine wesentliche Ursache hierfür im Konsum populärer Musik liegt, die mit den neuen technischen Möglichkeiten seit etwa der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis dahin ungeahnte Dimensionen der Aggressivität erreichte, verbunden mit ihrer ständigen Verfügbarkeit durch die auditiven und audiovisuellen Medien.
Diese "Gewaltmusik" hat uns alle im Griff. Die einen sind ihr wie einer Droge verfallen, die anderen werden durch die immer mehr überhandnehmende Zwangsbeschallung in Einkaufsstätten, in der Gastronomie, ja selbst in den eigenen vier Wänden (Nachbarn, Straßenfeste, Freiluftkonzerte) in ihrer Lebensqualität und Gesundheit erheblich beeinträchtigt.
"Gewaltmusik - Musikgewalt" ist ein Schwarzbuch der populären Musik, das deren Verbindungen mit Hedonismus, enthemmter Sexualität, Drogen und Kriminalität aller Art aufzeigt. Es ist aber auch ein Ratgeber für die Opfer der Zwangsbeschallung: Gesetzes- und Verordnungstexte sowie über 200 Gerichtsentscheide zum Thema "Musiklärm" werden zitiert, die Schwächen bundesdeutscher Gesetzgebung und skandalöse Behördenpraktiken offengelegt sowie effektive Maßnahmen zur Bekämpfung des Gewaltmusikterrors vorgeschlagen. Aus dem Geleitwort von Ludger Lütkehaus:
Das Buch belegt seine riskanten und provozierenden Thesen mit einer Fülle von Material und Beobachtungen so, daß man nicht an ihm vorbeigehen kann. Es ist auf das Gründlichste recherchiert. Vor allem macht es endlich einen Bereich des medialen und gesellschaftlichen Lebens kritisch zum Thema, der der Autonomie am fernsten und der Manipulation am offensten steht. Längst hat die akustische Umweltverschmutzung das Recht auf akustische Selbstbestimmung kassiert. Aus Musik wird Gewalt. Musikalischer Lärm ist Gewalt. Eine Pionierarbeit."

Ein Interview mit dem Herrn Miehling gibt es hier - sehr aufschlussreich. Dem Professor schwebt es vor, dass wir irgendwann alle nur noch klassische Musik hören, weil wir dann brave Bürger sind. Das erkennt man unter anderem daran, dass klassische Musik weniger illegal runtergeladen wird --> also sind Leute, die Populärmusik hören, grundsätzlich tendenzielle Straftäter. Und so weiter, und so fort. Wie gesagt, das Interview ist aufschlussreich, ich finde die Grundidee irgendwie dermassen verquer, dass ich die Thematik schon wieder für spannend halte. Ich meine, hallo - Musik mit Rauchen vergleichen? Buaaah. Klar. Beides total gesundheitsschädigend. Augen rollen

Mich erinnert das Ganze irgendwie an dieses "Denn sie wollen nur deine Seele"-Buch, wo die Bösartigkeit und Unchristlichkeit des Hard Rock und Heavy Metal aufgezeigt wird, bloss scheint das vorliegende Werk - zumindest auf den ersten Blick - nicht religiös motiviert, sondern versucht tatsächlich, auf wissenschaftliche Weise zu belegen, dass jegliche Form von Musik, die einen Beat enthält, unterschwellig aggressiv macht, weil Schlagzeuge ja wie Explosionen und Schüsse klingen...

Äh ja. Wie gesagt: Lest das Interview. Und dann sagt mir, dass ich mich in den nächsten paar Jahren nicht davor fürchten muss, dass man mir fast meine komplette CD-Sammlung wegnimmt und mir nur noch ein paar alte Schallplatten und einige Klassik-Sampler da lässt! großes Grinsen



Geschrieben von Roy Black am 07.12.2006 um 18:42:

 

aha okay.....
so ich nehme stellung, aber erstmal muss ich einfach ein Bild posten, damit jeder weiß, mit welchem Kaliber wir es hier zu tun haben?!


(ich weiß, das Bild ist auch beim Interview)

So, also bin ich ein potenzieller Gewalttäter, denn ich zähle mich zu der Gruppe, die Gewaltmusik hört.
Der Mann argumentiert für mich aber keineswegs schlüssig und überhaupt nicht fundiert, ich werde sicher keine 98€ für diese Anreihung von Buchstaben ausgeben, aber jedoch werd ich in geraumer Zeit die Bibliothek aufsuchen und dieses "Werk" auseinander nehmen.
Denn Klaus Miehling, fasziniert mich... ich bin noch nicht darauf gekommen, warum die Popmusik und die Mainstream-Musik mehr runtergeladen wird, als Klassische.

Lieber Dr. Klaus Miehling,
Die Hörer von Klassischer Musik, haben meistens ein geregeltes Einkommen und nicht auf 400€ Basis, sondern sie nennen sich größtenteils Elite und wollen diesen Status untermauern, indem sie sich Klassische Musik ins Haus holen.
Am besten noch auf Gold gepresst, obwohl die ungeschulten Ohren keinen Klangunterschied ausmachen können , aber es war die teuere Version und man spart schließlich nicht an Kultur.

Nun, kommen wir zu dem kompletten Gegenteil: Eine recht junge Person, die einfach Interesse an Pop-Musik hat, aber das geld nicht investieren will.

(hiermit distanziere ich mich von dieser Einstellung: Denn ich geb mein letztes Geld für neue CD's aus, auch wenn ich dann Hunger leiden muss)

Diese Junge Person ist jedoch nicht als Gewalttäter anzusehen...
Zumindest kein Schwerverbrecher.
Ein Weiteres Problem bei diesem Vergleich, ist das Alter an sich, ein Mann im gesetzen Rentenalter hat keine Ahnung von Online-Tausch-Portalen oder P2P-Downloads.

Aber diesen Punkt nennt er ja nur: "Einen von vielen", in seiner fundierten Argumentation.

Jetzt komm ich schon zu meinem persönlichen Empfinden:
Ich finde es entspannender mir "Gewaltmusik" anzuhören, als irgendein klassisches Konzert, dass sich über einige Stunden erstreckt."
Danach werde ich erst gewalttätig, weil es nicht zu einem Aggressionsabbau, sondern zu einem Aggressionsstau kommt.


Ein Großteil der heutigen Pop-Musik ist vollkommen aussagelos, also kann sie auch kaum zur Gewalt aufrufen (wenn man jetzt mal die Rolle des Schlagzeuges nicht betrachtet).
Die "klassische" Musik wurde aber von anderst Denkenden in dieser Zeit geschrieben und war wie für die Künstler (C.D. Friedrich etc.) eher ein Ausdruck ihrer angestauten Aggressionen und ihres Unmutes.
Somit ruft diese Musik, eher zum direkten Aufstand und zur Ausübung von Gewalt auf, weil sie von dieser spricht (dieses Sprechen geht auch ohne Worte von statten).

Noch eine Frage zum Schluss??
Sind Schlagzeuger, dann nicht die gefährlichsten Menschen der Welt?
Immerhin haben sie die Kontrolle über uns, sie können uns zu "Tieren" machen und uns für ihre Zwecke gebrauchen.
('Bitte lieber Bela, manipuliere uns nicht am 31.12.2006, wir wollen nicht Teil einer gewaltätigen Gruppierung werden, die sich auf deiner Gewaltmusik begründet)



Geschrieben von eylou am 07.12.2006 um 20:38:

 

Das Interview hab ich nur überflogen, aber der Herr ist nicht ganz unbekannt. Oder eigentlich doch, das ist nämlich sein Problem. Er hat zwar Musikwissenschaften studiert, ist aber hauptsächlich klassischer Komponist und Musiker, allerdings nur mit mäßigem bzw. gar keinem Erfolg (sprich: keine Nachfrage nach seinen Werken). Vor diesem Buch hat er schon ein paar ähnliche Aufsätze gegen Popmusik geschrieben und sich damit einen Namen gemacht, nur halt keinen guten. Er hing auch schon in verschiedenen Waldorf-Schulen mit drin, da wird übrigens auch Fußball als Sport abgelehnt, weil der Ball die Form eines menschlichen Kopfes hat. Da war er also in guter Gesellschaft.

Motiv für dieses Buch dürften wohl Neid und Aufmerksamkeitsdrang sein Augen rollen ... Na ja, Eva Herman wurde also letztendlich doch noch übertrumpft... Ihn anhand eines ungünstigen Passbildes zu beurteilen, finde ich aber unseriös Augenzwinkern

Aber 100 Euro sind für dieses Buch viel zu teuer, das können sich die Rentner doch gar nicht leisten großes Grinsen . Ich hätte das Teil an seiner Stelle um drei Viertel gekürzt.



Geschrieben von Natollie am 07.12.2006 um 20:49:

 

Naja, das Preisproblem wird wohl daran liegen, dass solche Professorenpublikationen oftmals in diesem Preisbereich liegen - und hey, schliesslich soll es ja vermutlich auch nur von der Elite gelesen werden großes Grinsen

Beängstigend finde ich lediglich, dass er behauptet, dass er für dieses Ergebnis jahrelang recherchiert hat. Da kommt dann mal wieder die Maxime "Ich glaube bloss der Statistik, die ich selber fälsche" zum Zug, nehme ich an großes Grinsen

(Das Passbild ist für mich auch kein Argument, aber: Woher wissen wir, dass es ungünstig ist? *fg*)



Geschrieben von Roy Black am 07.12.2006 um 20:49:

 

Zitat:
Original von eylou
Er hing auch schon in verschiedenen Waldorf-Schulen mit drin, da wird übrigens auch Fußball als Sport abgelehnt, weil der Ball die Form eines menschlichen Kopfes hat. Da war er also in guter Gesellschaft.



ich bin immer wieder geschockt von solchen Menschen, deren Dahinvegetieren hat echts überhaupt nix mit LEBEN zu tun....



Geschrieben von diePü am 08.12.2006 um 11:47:

 

Zitat:
Original von eylou
Aber 100 Euro sind für dieses Buch viel zu teuer, das können sich die Rentner doch gar nicht leisten großes Grinsen . Ich hätte das Teil an seiner Stelle um drei Viertel gekürzt.


Um mal klugzuscheißen: Königshausen & Neumann ist genau wie mein Arbeitgeber ein wissenschaftlicher Verlag. Diese finanzieren sich in der Regel nicht über den Verkauf der Bücher, sondern über Druckkostenzuschüsse ihrer Autoren. Promovierende z.B. sind verpflichtet, ihre Dissertation zu veröffentlichen und tun dies dann eben am liebsten in Buchform. Da wissenschaftliche Abhandlungen nun zumeist aber sehr spezielle Themen beinhalten, haben sie i.d.R. auch ein kleines Publikum.
Damit sich die Herstellungskosten für den Verlag rentieren, muss er versuchen, diese über den Verkaufspreis zumindest annähernd wieder reinzuholen. Außer er verspricht sich einen außergewöhlichen Absatz, dann wird er als Kaufanreiz einen niedrigen Preis wählen.

Will sagen: der Herr Professor hat mit dem Preis gar nichts zu tun und im besten Fall hat er sogar noch dafür bezahlt, es veröffentlichen zu dürfen! großes Grinsen



Geschrieben von Natollie am 08.12.2006 um 13:39:

 

Na, der Herr arbeitet als Eurhythmiebegleiter hier in der Waldorfschule um die Ecke, der wird das verschmerzen können großes Grinsen



Geschrieben von eylou am 08.12.2006 um 14:44:

 

Zitat:
Original von diePü
[quote]Original von eylou
Promovierende z.B. sind verpflichtet, ihre Dissertation zu veröffentlichen und tun dies dann eben am liebsten in Buchform. Da wissenschaftliche Abhandlungen nun zumeist aber sehr spezielle Themen beinhalten, haben sie i.d.R. auch ein kleines Publikum.


Hast du gerade wirklich "wissenschaftliche Abhandlung" geschrieben verwirrt großes Grinsen



Geschrieben von padraig5150 am 08.12.2006 um 16:59:

 

LOL, was für'n Freak! großes Grinsen

Mal ganz ehrlich, soweit ich das dem Interview entnehmen kann, ist das doch keine wissenschaftliche Argumentation, sondern vielmehr ein "ich-such-mir-ein-paar-Statistiken-zusammen-mit-denen-ich-meine-Vorurteile -untermauern-kann"-Pamphlet. Wie soll ich bitteschön einen sog. Wissenschaftler ernstnehmen, der nicht im geringsten objektiv an ein Thema herangeht? Er versucht es offenbar ja noch nicht einmal!

Ich behaupte, daß es vielmehr die Engstirnigkeit solcher Menschen ist, die "unsere Gesellschaft" davon abhalten "ehrlicher und friedlicher" zu werden. Außerdem, seit wann ist es Aufgabe der Wissenschaft, kulturelle Ausdrucksformen auf- oder abzuwerten? *kopfschüttel*

Ganz toll finde ich ja auch Sätze wie "So wurde in einer Untersuchung festgestellt, dass Klassikhörer in der Tat den geringsten „Deliquenz-Score“ haben, also seltener Straftaten begehen, und wenn doch, dann weniger schwerwiegende als Gewaltmusikhörer." großes Grinsen Klar, Klassikhörer begehen weniger Straftaten, weil sie Klassik hören. Sozialer Status, soziales Umfeld und Bildung haben bestimmt nichts damit zu tun...

Hab ja doch irgendwie die ganze Zeit in dem Interview auf den Satz gewartet "Popmusik ist Teufelswerk!!!"

So, werde jetzt erstmal die neue Tenacious D-CD in den Player schieben. Um es in den Worten von Jack Black und Kyle Gass zu sagen: "You can't kill the metal/The metal will live on!" großes Grinsen



Geschrieben von diePü am 11.12.2006 um 10:08:

 

Zitat:
Original von eylou
Hast du gerade wirklich "wissenschaftliche Abhandlung" geschrieben verwirrt großes Grinsen


Un weider? verwirrt



Geschrieben von Natollie am 11.12.2006 um 12:46:

 

Der Herr nimmt übrigens in dem verlinkten Interview bei den Kommentaren mittlerweile selbst Stellung, die Diskussion ist nicht unamüsant großes Grinsen



Geschrieben von eylou am 11.12.2006 um 13:06:

 

Zitat:
Original von diePü
Zitat:
Original von eylou
Hast du gerade wirklich "wissenschaftliche Abhandlung" geschrieben verwirrt großes Grinsen


Un weider? verwirrt


Die Frage sollte aussagen: "Hey, das ist alles andere als eine wissenschaftliche Abhandlung"

Relativ eindeutig zu erkennen an seiner Argumentationsweise und seinen Schlussfolgerungen im Interview. Augenzwinkern



Geschrieben von diePü am 11.12.2006 um 15:18:

 

Scho klar, aber wissenschaftliche Abhandlung war in diesem Falle nicht speziell auf die Hirnprodukte vom Herrn Miehling bezogen, sondern diente meiner Ausführung über wissenschaftliche Publikationen.

Edit:
Oha, er is gar kein Professor...daür unterstützt er aber folgenden "gemeinnützigen Verein gegen aufgezwungene Musikberieselung. Werden Sie Mitglied und kämpfen Sie für das Recht auf akustische Selbstbestimmung!" www.lautsprecher-aus.de



Geschrieben von wonderwoman am 13.12.2006 um 21:14:

 

Zitat:
"wenn ich diese Musik höre, habe ich Symptome fast wie bei einer Panikattacke". Damit jemandem diese Musik gefällt, muss er diese Aggression zu seiner eigenen machen und sagen „Ja ich habe auch diese Aggression!“


genau, und marilyn manson ist schuld am columbine-massaker. Augen rollen

das ist ja ein nettes rezept:

man nehme einige themen zur hand, werfe sie in einen mixer und präsentiere das ergebnis in einem buch, versuche dabei zu provozieren, und voila:
man erhält aufmerksamkeit.


[allerdings find ich die berieselungs-sache gar nicht sooo bescheuert. jeder, der zwei stunden lang in einer maschine sitzend auf den abflug gewartet hat und dabei ununterbrochen Teufel mit denselben zwei liedern beschallt wurde, wird es verstehen. ]


Forensoftware: Burning Board 2.3.4, entwickelt von WoltLab GmbH