|
|
Der gläserne Mensch - Realität? Vorratsdatenspeicherung |
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Vorratsdatenspeicherung erfasst schon sämtliche Internetverbindungen, also alle besuchten Seiten, nicht nur die Onlinezeit. Aber wer wirklich etwas zu verbergen hat und nicht total dämlich ist, verwendet sowieso Proxyserver oder Internetcafés, von daher ist der Nutzen sehr gering, wenn es um Verbrechensbekämpfung geht. Dafür werden sich im Laufe der Zeit sicher viele andere Nutzungsmöglichkeiten ergeben, zum Beispiel Rasterfahndungen, um "problematische" Menschen herauszufiltern. Allgemeine Verunsicherung und ein sich-beobachtet-fühlen, das zu mehr Obrigkeitshörigkeit führt. Nicht zuletzt öffnet jede Einschränkungen der Privatsphäre wieder neue Möglichkeiten, sie noch weiter abzubauen - nach dem Gewöhnungsprinzip, Stein für Stein, und ein Weg zurück ist kaum möglich. Dass das ganze auch noch mit Terrorismus gerechtfertigt wird, der systematisch zu einer fiktiven Bedrohung aufgebauscht worden ist, erinnert schon sehr an Orwell.
|
|
06.12.2007 21:10 |
|
|
|
Das sehe ich ähnlich.
Schon jetzt versuchen Verbrecher, keine Spuren zu hinterlassen (ich erinnere mich da an den Fall mir dem geplanten Terroranschlag in Deutschland- die haben keine Mails verschickt, sondern diese als "Entwürfe" gespeichert und nur das Zugangspasswort ausgetauscht). Also werde sowieso meist die "normalen" Bürger unter Generalverdacht gestellt.
Wer weiß schon ob ich nicht bald in ein Raster falle und beobachtet werde wenn ich nur das Wort "Terror" für eine Hausarbeit suche.
Diese Vorratsspeicherung hat einfach viel zu viel Missbrauchspotenzial und darf nicht zur Anwendung gelangen.
Naja, die hochgelobten Freiheitsrechte scheinen in der Zeit des absoluten Misstrauens des Staates in die Bürger nicht mehr erste Priorität zu haben. Bleibt abzuwarten, wann bei uns Verhältnisse wie in Amerika herrschen.
|
|
08.12.2007 15:45 |
|
|
|
Tja, das ist so eine Gratwanderung. Ich erinnere mich noch sehr gut, daß damals beim "großen Lauschangriff" ähnliche Diskussionen aufkamen. Jetzt konnten durch die "akustische Wohnraumüberwachung" 3 El-Kaida-Helfer übeführt und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden. Ich persönlich fühle mich durch solche Maßnahmen nicht in meiner Freiheit eingeschränkt. Da ich im Internet keine kriminellen Dinge mache (und nur für die interessiert sich der Staat) können Polizei und Staatsanwaltschaft von mir aus gerne meine Internetverbindung überwachen. Selbiges gilt übrigens auch für den automatischen Kennzeichenabgleich mit der polizeilichen Fahndungsdatenbank. Wenn mein Auto nicht gesucht wird werden die Fotos sofort wieder gelöscht, wo ist also das Problem?
Wir hinterlassen in unserem alltäglichen Leben schon so viele Daten und Spuren, ohne daß uns dies bewußt ist. Jedes Mal wenn man was mit der EC-Karte oder Kreditkarte bezahlt wird genau gespeichert, wer wann was wo zu welchem Preis gekauft hat. Und diese Daten sind anschließend in der Hand von privaten Firmen, die sich auf diese Weise den gläsernen Kunden verschaffen. Das machen wir alle ganz brav mit. Aber wehe der Staat erhebt mal irgendwelche Daten.
__________________ Hilfe, man hat mich entführt!
"Es ist unfair uns an unseren Wahlversprechen zu messen." (Franz Müntefering)
|
|
08.12.2007 16:32 |
|
|
pzychokekz
Banane
Dabei seit: 01.11.2007
Themenstarter
|
|
Zitat: |
Original von Bernd-das-Brot
[...]Ich persönlich fühle mich durch solche Maßnahmen nicht in meiner Freiheit eingeschränkt. Da ich im Internet keine kriminellen Dinge mache[...] |
nur weil es mich stört heißt das nicht dass ich so etwas tu, ich mach auch keine kriminellen dinge, aber trotzdem finde ich es einen eingriff in meine freiheit wenn jemand meine internetprotokolle liest oder meine telefonate verfolgt. allein dass unserem staat diese möglichkeit eröffnet wird zeigt wohin wir uns bewegen, noch dazu wenn es keinerlei sinn hat. denn wie du schon sagtest, die die solche sachen planen haben andere wege wenn sie das umgehn wolln.
und zu deinem argument mit den privaten firmen, das find ich genauso bescheuert, das hat nichts mit dem staat zu tun. weil ob jetzt eine privat person schaut was ich mach, oder staat is mir dann egal, denn ein einbruch in meine privatsphäre ist es allemal.
wenn es wirklich immer so weitergeht werden bald auch das abhören der telefonate erlaubt sein, der bundestrojaner wird eingeführt usw. -mal schwarz mal- ...
1984 lässt grüßen
__________________
Ich sag's meiner Mama, die sagt's deiner Mama und die haut dich dann.
|
|
08.12.2007 16:52 |
|
|
|
Zitat: |
Original von pzychokekz
aber trotzdem finde ich es einen eingriff in meine freiheit wenn jemand meine internetprotokolle liest oder meine telefonate verfolgt. allein dass unserem staat diese möglichkeit eröffnet wird zeigt wohin wir uns bewegen, noch dazu wenn es keinerlei sinn hat. |
Das ist eben die Frage ob es einen Sinn hat oder nicht. Beim bereits angesprochenen großen Lauschangriff haben auch viele Leute gesagt, daß das keinen Sinn hätte. Ob eine Maßnahme sinnvoll ist oder stellt sich i.d.R. erst hinterher heraus.
Zitat: |
und zu deinem argument mit den privaten firmen, das find ich genauso bescheuert, das hat nichts mit dem staat zu tun. weil ob jetzt eine privat person schaut was ich mach, oder staat is mir dann egal, denn ein einbruch in meine privatsphäre ist es allemal. |
Ich finde es nur absurd, daß sich alle darüber aufregen, wenn der Staat Daten erhebt, und der privaten Wirtschaft geben wir alle unsere Daten sogar freiwillig preis.
__________________ Hilfe, man hat mich entführt!
"Es ist unfair uns an unseren Wahlversprechen zu messen." (Franz Müntefering)
|
|
08.12.2007 17:21 |
|
|
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Das Problem ist ein sehr Grundsätzliches. Alle Informationen, die ein Staat über seine Bürger sammelt, kann er irgendwann gegen sie verwenden. Sind die Informationen erstmal bekannt, haben Menschen keine Kontrolle mehr über deren zukünftige Verwendung. Welche Gefahr die unfreiwillige Herausgabe scheinbar harmloser Information darstellen kann, lässt sich heute noch gar nicht einschätzen. Politik verändert sich und derzeit leben wir bereits in einem viel autoritäreren Staat als vor 20 Jahren. Was heute noch legal ist, kann in Zukunft vielleicht bereits ein Kriterium sein, nach dem ein Mensch als Problem eingestuft wird. Diese Szenarien hat es in der Vergangenheit auf der ganzen Welt immer wieder gegeben, gerade auch und in besonders monströsem Ausmaß in Deutschland. Persönliche Informationen preisgeben - egal, ob an Staat oder Wirtschaft - bedeutet, die Gefahr in Kauf zu nehmen, sich auszuliefern.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von eylou: 08.12.2007 22:06.
|
|
08.12.2007 22:04 |
|
|
|
Ich glaub, das Problem ist, dass man nicht weiß, wie man im Internet, und in der globalen Technik eine Ordnung herstellt, die Sicherheit für Bürger UND Staat gwährleistet. Insofern kann ichs schon verstehen, wenn sich nicht nur der Bürger, sondern auch der Staat sorgen drum macht. Wenn früher einer irre war, dann hat der vielleicht bissl Mist in seinem Dorf gebaut. Heute isses aber so, dass derselbe Irre mithilfe des Internets ohne Probleme seine Agressionen globalisiert.
Diese Expolsionsartige Wirkung, die jeder einzelne nun auf die Welt ausüben kann, bedarf einer gewissen Kontrolle, das sehe ich auch so. Dass die Mittel, die der Staat jetzt zu finden versucht, ziemlich daneben sind, sehe ich auch so. Aber: wer hat eine bessere Lösung`?
Auf das ständige auf-seine-eigene-Freiheit-Gepoche möchte ich mal folgendes sagen:
Das eine geht einfach nicht ohne das andere. Das Internet bietet dir Zugang zu praktisch allem, was du sehen willst, alles was du erfahren willst. Doch es ist einfach naiv, davon auszugehen, dass dies möglich sei, ohne selbst gesehen zu werden! Das wär paradox. Oder zumindest nicht fair.
Du kannst dich alternativ auf eine einsame Insel im Pazifik zurückziehen, dort wirst du von nichts mehr beobachtet und bist sozusagen frei. Aber was du dafür in Kauf nehmen musst: Du selbst kannst auch nichts mehr von anderen sehen.
Ok aber was mich auch an der derzeitigen Entwicklung aufregt, ist: Wenn der Staat uns sehen will, haben wir auch ein Recht darauf, ihn zu sehen! Solange das möglich ist, ist alles in Ordnung.
__________________ Frische Brötchen ess ich am liebsten mit Hoooniiiig!!!
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von verbluteter_patient: 15.01.2008 21:01.
|
|
15.01.2008 20:38 |
|
|
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Das seh ich anders. Wirklich kontrollieren lässt sich das Internet auf absehbare Zeit sowieso nicht, man kann es nur für den Normalbenutzer zensieren und ihn auch ausspähen. Aber es gibt Proxyserver, es gibt Internetcafés, es gibt Chiffrierprogramme für die Festplatte und alle möglichen Anonymisierungsmethoden. Wer nicht gesehen werden darf, weil er irgend welche Verbrechen begehen möchte, der nutzt sowas höchstwahrscheinlich mit großer Sorgfalt und bleibt unsichtbar. Die meisten anderen Menschen nutzen diese Dinge nicht, sie wollen ja eigentlich nur surfen. So ist das doch generell bei flächendeckender Überwachung: Die angeblichen Zielpersonen werden davon - sofern sie sich nicht total blöd anstellen - gar nicht erfasst, dafür aber alle anderen. Da bleibt dann langfristig die einzige Möglichkeit, sich so unauffällig oder geschickt zu verhalten, dass keiner ein Interesse an einem hat. Oder in Kauf zu nehmen, sich verdächtig zu machen.
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von eylou: 16.01.2008 17:20.
|
|
16.01.2008 17:16 |
|
|
|
|
|
|