Fall Schiavo |
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seit ein paar tagen ist der fall schiavo ein diskussionsthema, wenn wir zur mensa fahren.
sie liegt seit 15 jahren im wachkoma, meiner meinung nach ist das kein würdiges leben. nur, weil ihr körper die "batterie" essen und trinken bekommt, ist sie noch am "leben". klar, leute, die behindert sind, sind auch auf andere angewiesen, die ihnen essen und trinken geben, aber bei ihnen ist noch eine gefühlsregung oder ähnliches messbar.
im fall schiavo ist das ja wohl nicht der fall. sie kann sich nicht mitteilen und auf mich wirkt sie wie eine puppe.
die eltern wollen mit aller kraft an dem glauben festhalten, ihre tochter wird wieder erwachen und am leben selbstständig teilhaben. ich denke aber, dass die tochter sich quält. niemand weiß, ob sie mitbekommt, was um sie herum geschieht, aber ich denke in solch einem fall immer, dass derjenige, der im wachkoma liegt, siech selber sehen kann und gezwungen wird, mit dem körper in einem raum zu sein. die seele kann diesen raum also nicht verlassen, will es aber. der körper verankert sie.
diese vorstellung finde ich schrecklich. 15 jahre in einem krankenhaus und die verwandten richten ihr leben nach dieser person aus.
damit meine ich jetzt nicht, dass man nichts für jemanden tun sollte, der im wachkoma liegt, aber wenn nach 15 jahren immer noch kein erfolg messbar ist und sich alles nur noch um diesen geliebten menschen dreht, dann sollte man doch langsam einsehen, dass es besser zu sein scheint, wenn man den menschen gehen lässt.
ihr mann möchte sie gehen lassen und ich kann ihn sehr gut verstehen. meiner meinung nach wird seine frau gequält und damit auch der mann. er kennt seine frau die meiste zeit ja nur als komapatientin und er hat auch ein recht auf leben. sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass sich ihr mann mit ihr quält. ob die äußerung, die sie getätigt haben soll, richtig ist, lass ich mal dahingestellt (dass sie so nicht leben wolle). nach so langer zeit ohne hoffnung...
sie sterben zu lassen, finde ich irgendwie befreien. auch wenn ein tod durch verhungern und verdursten normalerweise sehr qualvoll ist. ich hoffe, sie spürt wirklich nichts mehr.
läge ich im koma, möchte ich auch nach einer gewissen zeit gehen dürfen. läge jemand, der mir viel bedeutet im koma, dann würde ich irgendwann beginnen, mich zu verabschieden und denjenigen gehen lassen wollen. wann das sein sollte, weiß ich nicht. war glücklicherweise noch nie in solch einer situation.
__________________ Bevor Du urteilen willst über mich oder mein Leben,
ziehe Dir meine Schuhe an und gehe meinen Weg.
Durchlaufe die Straßen, Berge und Täler, fühle die Trauer,
erlebe den Schmerz und die Freuden.
...und erst dann kannst du über mich urteilen!
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25.03.2005 10:27 |
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ghostgirl unregistriert
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Ich weiß selbst nicht ganz genau, was ich tun würde. Einerseits ist es schade, dass die Frau sterben muss (die Hoffnung, dass sie jemals wieder aufwacht ist ja ziemlich gering). Andererseits finde ich es auch etwas blöd, dass sie jetzt verhungern muss. Ich weiß ja nicht, was sie selbst dabei fühlt (wenn sie überhaupt etwas fühlt), aber ich glaube schon, dass sie gequält wird.
Sie hätte vielleicht auch nicht gewollt, dass sie so hilflos ist.
Bei dem Thema spalten sich nun mal die Meinungen, aber wenn sie dann tot ist, ist sie wenigstens von ihrem Leiden erlöst.
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25.03.2005 11:33 |
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Zitat: |
Original von littlemiss
damit meine ich jetzt nicht, dass man nichts für jemanden tun sollte, der im wachkoma liegt, aber wenn nach 15 jahren immer noch kein erfolg messbar ist und sich alles nur noch um diesen geliebten menschen dreht, dann sollte man doch langsam einsehen, dass es besser zu sein scheint, wenn man den menschen gehen lässt.
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Zitat: |
Original von Hans-Wurst
wenn es offensichtlich Gottes Wille ist daß die Frau stirbt warum sollen wir sie dann nicht gehen lassen?
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Genau das wollte ich auch aussagen mit meinem Posting. Du hast es nur noch besser getroffen.
__________________ http://www.musikfreunde-wormersdorf.de
Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar. (Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung)
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25.03.2005 18:53 |
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matraze
Biergourmet
Dabei seit: 23.04.2004
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Ich finde diesen Fall sehr, sehr traurig und wollte unter keinen Umständen in der Haut des Ehemanns stecken. Er hat die Arschkarte, ganz egal, ob es wirklich der Wille der Frau ist oder nicht.
Meiner Meinung nach ist die Formulierung, ob jemand sterben DARF sowieso pervers. Da wollen Leute Gott spielen, die die Frau nicht einmal persönlich kennen (Gebrüder Bush u.a.). Der Fall Terri Schiavo ist ja mittlerweile zu einem politischen Instrument geworden, von Leuten, die sich bei streng christlichen Gruppen Wählerstimmen erhoffen.
Die Eltern tun mir auch leid. Ihre Tochter liegt jetzt geschlagene 15 Jahre im Koma und sie haben das scheinbar immer noch nicht richtig akzeptiert. Es ist absolut unwahrscheinlich, dass Terri jemals wieder aufwacht. Und selbst WENN sie aufwachen sollte, ist sie kaum besser dran als jetzt. Wer so lange im Koma liegt und so schwere Hirnschäden hat, wie nie wieder ganz zurückkehren. Und wenn die Eltern sagen, dass sie manchmal mit ihnen gesprochen hätte und sie angelächelt hätte, halte ich das für absoluten Quatsch. Die arme Frau kann noch alleine atmen, aber sonst nichts. Die Eltern kommen einfach nicht damit klar, dass Terri praktisch tot ist.
Schlimm finde ich, dass sie jetzt verhungern muss, obwohl der schlimmste Verbrecher bei der Hinrichtung eine Giftspritze oder den elektrischen Stuhl bekommt. Aber leider Gottes wird sie auch das kaum mitbekommen.
Alles in allem ist der Fall mehr als traurig. Am traurigsten finde ich, dass alle auf dem Mann herumhacken, für ihn muss es doch mit am schwersten sein, so eine Entscheidung zu treffen.
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Something borrowed
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Every me
and every you
Supercalifragilisticexpialigetisch!
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26.03.2005 11:25 |
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Krümel
Elke
Dabei seit: 02.06.2004
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Zitat: |
Original von matraze
Alles in allem ist der Fall mehr als traurig. Am traurigsten finde ich, dass alle auf dem Mann herumhacken, für ihn muss es doch mit am schwersten sein, so eine Entscheidung zu treffen. |
den einzigen vorwurf den ich ihm machen würde ist, dass er 15 jahre gewartet hat mit dieser entscheidung. die hätte er schon viel früher treffen können oder sogar müssen. naja er hat es ja schon einmal versucht, doch da haben sich die eltern durchgesetzt.
ich hab gestern im radio gehört, dass es jetzt endgültig ist, die frau wird also bald sterben.
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Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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26.03.2005 12:04 |
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Almut
Banane
Dabei seit: 08.07.2004
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Ich hätte aktive Sterbehilfe irgendwie humaner gefunden als das jetzt. Das ist ja entsetzlich, die Frau so langsam verhungern und verdursten zu lassen. Stellt euch mal vor, ihr müsstet das bei einem geliebten Menschen mit ansehen.
Auch, wenn sie wohl nichts mehr davon spürt, trotzdem schrecklich.
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26.03.2005 14:11 |
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Zitat: |
Original von Almut
Ich hätte aktive Sterbehilfe irgendwie humaner gefunden als das jetzt. Das ist ja entsetzlich, die Frau so langsam verhungern und verdursten zu lassen. Stellt euch mal vor, ihr müsstet das bei einem geliebten Menschen mit ansehen.
Auch, wenn sie wohl nichts mehr davon spürt, trotzdem schrecklich. |
daran denke ich auch oft. die ganzen organe ziehen sich zusammen und diese schmerzen müssen höllisch sein!
aktive sterbehilfe wäre in diesem fall angebracht. wobei es dann wieder heißen würde, dass man das ja dann pauschalieren könnte und es bei anderen auch machen könnte. diese gradwanderung ist so schwer!
ich hoffe, dass es nichtmehr lange dauert. für die angehörigen muss es auch eine qual sein, mitanzusehen, wie die frau dahinsiecht. was anderes ist es ja nicht mehr...
__________________ Bevor Du urteilen willst über mich oder mein Leben,
ziehe Dir meine Schuhe an und gehe meinen Weg.
Durchlaufe die Straßen, Berge und Täler, fühle die Trauer,
erlebe den Schmerz und die Freuden.
...und erst dann kannst du über mich urteilen!
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26.03.2005 22:16 |
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InUtero
Frau
Dabei seit: 10.01.2004
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ich finde auch, dass aktive sterbehilfe hier angesagt wär, aber naja... was will man machen?
ich hoffe nur, dass diese arme frau nicht mehr allzu lange leiden muss.
__________________ man sieht nur mit dem herzen gut - das wesentliche ist für die augen unsichtbar
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27.03.2005 09:17 |
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Zitat: |
Original von ghostgirl
Ich weiß ja nicht, was sie selbst dabei fühlt (wenn sie überhaupt etwas fühlt), aber ich glaube schon, dass sie gequält wird.
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ja, die eltern gehen davon aus, daß ihre tochter fast alles mitschenidet. aber hallo: wennn dem wirklich so sein solllte, waren die letzten 15 jahre für diese frau die HÖLLE !
ich will defintiv nicht so enden.
verhungern (oder eher verdursten) ist in diesem fall auch scheiße (aber nach den us-amerikanischen gesetzen die einzige möglichkeit, dieser sache ein ende zu setzen), euthanasie (ja, ein nazi-wort, aber die beste umschreibung) wäre die ideal-lösung. aber zum glück hat sie´s ja bald geschafft.
Zitat: |
Original von littlemiss
daran denke ich auch oft. die ganzen organe ziehen sich zusammen und diese schmerzen müssen höllisch sein!
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ich glaube (bzw. hoffe es), die ärzte pumpen sie schon mit irgendwelchen schmermitteln zu...
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Liebe macht süchtig, betrunken und blind.
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27.03.2005 09:54 |
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meine eltern haben für den fall dass ihnen was passiert extra so ne patientenverfügung ausgefüllt wo drinsteht, dass die maschinen abgeschaltet werden sollen, wenn es echt keine hoffnung mehr gibt...
__________________ du sagst ihm nicht, was du fühlst. weil du ihn nicht verlieren willst.
du bleibst hart, du wahrst den schein. und wirst doch nur seine maitresse sein.
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27.03.2005 13:54 |
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Krümel
Elke
Dabei seit: 02.06.2004
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Zitat: |
Original von MissSelfish
meine eltern haben für den fall dass ihnen was passiert extra so ne patientenverfügung ausgefüllt wo drinsteht, dass die maschinen abgeschaltet werden sollen, wenn es echt keine hoffnung mehr gibt... |
meine mutter will das auch machen lassen, hat sie letztens gemeint, weil das ja schon arg ist, wie sowas läuft, wenn das nicht alles niedergeschrieben ist. naja mal sehen, ob sie es macht...
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Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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27.03.2005 14:12 |
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DÄmon unregistriert
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Was ich auch schlimm finde ist, dass sich nun wieder viele Glaubensgemeinschaften mit der Meinung einschalten, dass der Mensch nicht das Recht besitzt über Leben und Tod zu bestimmen. Sowas finde ich in manchen Fällen einfach nur unangebracht, weil den betroffenen Leuten so doch auch nicht geholfen ist, sondern nur noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen bereitet wird.
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27.03.2005 18:16 |
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Zitat: |
Was ich auch schlimm finde ist, dass sich nun wieder viele Glaubensgemeinschaften mit der Meinung einschalten, dass der Mensch nicht das Recht besitzt über Leben und Tod zu bestimmen. |
Das könnte man ja auch so auslegen, daß der Mensch Leben und Tod ausschließlich in Gottes Hände legen darf. Aber dann hätte er eigentlich garnicht das Recht die Maschinen überhaupt erst anzuschließen.
__________________ http://www.musikfreunde-wormersdorf.de
Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar. (Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung)
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27.03.2005 18:22 |
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Zitat: |
Alles in allem ist der Fall mehr als traurig. Am traurigsten finde ich, dass alle auf dem Mann herumhacken, für ihn muss es doch mit am schwersten sein, so eine Entscheidung zu treffen. |
ich finde es aber auch ganz schoen schlimm das hier jeder auf den eltern rumhackt. ich kann die eltern auf einer seite total verstehen. und ich wuerde eigentlich den eltern das vorspracherecht geben, auch wenn das in diesem fall nicht das beste waere.
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27.03.2005 23:53 |
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Es ist wirklich schrecklich, sowas entscheiden zu müssen. Am besten wäre es wohl gewesen, hätte die Frau ihre Wünsche schriftlich festgehalten - aber ich denke, in erster Linie rechnet man nicht damit, ins Koma zu fallen, oder?
Ich würde es wohl (bei mir) wollen, dass die Geräte abgeschaltet werden. Ich möchte auf so eine Weise weder meiner Familie zur Last liegen noch mein Dasein fristen.
Hat jemand mal die Bilder gesehen, bevor sie ins Koma gefallen ist, und wie sie jetzt aussieht? Dieser "Verfallsprozess" ist noch fast das schrecklichste, finde ich.
Ich kann aber die Eltern verstehen, auch wenn ich ihren Standpunkt eher egoistisch finde. Im Grunde wollen sie doch ihre Tochter nur "für sich selbst" am Leben erhalten, was ich nicht richtig finde.
Wie schon gesagt, ist es jetzt eine schwierige Frage, aus welchen Gründen ihr Mann die Geräte abschalten lassen möchte.
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The universe has a way of course-correction...
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28.03.2005 00:04 |
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terri schiavo bekommt nun morphium, damit sie keine schmerzen hat.
meiner meinung nach geschieht das ein bisschen spät...
schmerzen hat man doch schon, wenn man einen tag nichts isst und nichts trinkt. die magenwände reiben aneinander, wenn weder essen noch trinken im magen ist. trinken/flüssigkeit kann das verhindern.
sie liegt seit 10 tagen in diesem zustand da und ihr erst jetzt schmerzmittel zu geben, finde ich unmenschlich.
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28.03.2005 22:09 |
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ich editiere nicht, weil meine antwort ja ein paar tage her war...
terri ist vor eineinhalb stunden gestorben...
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31.03.2005 18:31 |
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