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Cecil B. (Demented) |
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Seitdem die letzten Kommunisten in China Sonderwirtschaftszonen einrichten und aufrechte Katholiken wie Johannes Dyba wegsterben, kämpfen nur noch zwei Dogmen erbittert wie jeher: Independentfilm gegen Hollywoodkino. "Sie haben uns den Sex gestohlen und unsere Gewalt kooptiert", klagt eine Independent-Guerillakämpferin in John Waters' neuem Film "Cecil B. Demented" über die Mogule aus Los Angeles.
Doch sie klagt nicht nur. Unterm Kommando des prophetischen Untergrundregisseurs Cecil B. Demented kidnappt sie mit einer Gruppe gleichgesinnter Filmemacher Hollywoodstar Honey Whitlock (gespielt von Melanie Griffith). Vor gezückter Pistole wird Whitlock zunächst unfreiwillig zur Heldin ihres No-Budget Films: Als Besitzerin eines Filmkunsttheaters von Hollywood in den Ruin getrieben, rächt sie sich durchs Sprengen eines familienfreundlichen Kinos, Demolieren des Sets von "Forrest Gump 2" und ähnliches. All dies tun die Kinoterroristen wirklich - Kulissen wären zu teuer und Verrat an der Realität. Sie filmen ihre Anschläge einfach ab. John Waters gibt mit der Figur Cecils dem Begriff Kultregisseur eine neue Bedeutung: Immer wieder scharen sich die Independentfilmer um ihn und singen "Demented foreveeeeeer". Auf ihre Unterarme sind die Namen unabhängiger Autorenfilmer wie Lynch und Fuller tätowiert. Bis ihr Kreuzzug für das reine Kino vollendet ist, haben sie Enthaltsamkeit geschworen.
Waters ironisiert das quasi-religiöse Verständnis des edlen Independentkinos ebenso wie die Dummheit einer Industrie, die noch weit schlimmeres als die fiktiven Werke "Forrest Gump 2 - Gump Again" und "Patch Addams - Director's Cut" in "Cecil B. Demented" hervorbringt. Daß Waters augenzwinkernd seinen Rebellen Cecil in einer Zwangsjacke herumlaufen läßt, ist zu einem gewissen Teil Selbstironie. Egal, wie Waters sich sah - in den 70er und 80er Jahren war er für Publikum, Kritik und Business ein Outlaw wie Cecil. Über seinen Film "Pink Flamingos" schrieb Variety 1972: "Einer der wertlosesten, dümmsten und abstoßendsten Filme, die je gemacht wurden". Zwei Paare kämpfen um den Titel der "ekelhaftesten lebenden Menschen". Nachdem sie sich zu übertreffen versuchen - zum Beispiel, indem sie junge Mädchen entführen, schwängern und die Babys verkaufen - eskaliert der Konflikt. Schließlich erschießt ein Paar das andere und sichert sich den Titel durchs Essen frischer Hundescheiße. Die Szene begründete Waters' Ruf als "Pope of pulp", zu dem Schriftsteller William Burroughs ihn kürte.
Darsteller: Melanie Griffith (Honey Witlock), Stephen Dorff (Cecil B. DeMented), Alicia Witt (Cherish), Larry Gilliard jr. (Lewis), Mike Shannon (Petle), Maggie Gyllenhaal (Raven), Eric M. Barry (Fidger), Zenzele Uzoma (Chardonnay), Erika Lynn Rupli (Pam), Harriet Dodge (Dinah), Adrian Grenier (Lyle), Jack Noseworthy (Rodney)
Regie: John Waters
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I scream, you scream, we all scream for ice cream!
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Asbestos Longjohn: 19.08.2005 02:31.
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19.08.2005 02:29 |
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