Israel |
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Zitat: |
Original von Zack
du sagst im prinzip, dass so lange israel sich wehrt, die islamisten und deren glaubensbrüder und -schwestern mit eliminatorischem antisemistismus zurückschlagen. das bedeutet, dass der hass auf israel, der jeder aufklärung und vernunft widerspricht, selbstverschuldet ist. und das ist schlicht und einfach falsch.
ich glaube nämlich nicht, dass die bewohner der arabischen welt ein so eingeschränktes blickfeld haben und nicht sehen könnten, dass israel seine berechtigung hat und islamismus gelinde gesagt barbarische züge trägt. niemand muss terroristen zujubeln, weil deren gegner krieg führen....du sprichst damit diesen menschen selbstständiges, freies denken ab.
|
Was ich sage ist, dass Hass auf Israel, der von verschiedener Seite geschürt wird, durch die Gewalt Israels bei immer mehr und immer neuen Menschen Gehör findet. Die massenhaften Solidaritätsbekundungen mit der Hisbollah, die es im Libanon und anderen arabischen Ländern nach dem Bombenangriff auf das Haus voller Zivilisten gab, sind aus meiner Sicht ein deutlicher Beleg dafür.
Islamische Fundamentalisten, Israelhasser und deren Mitläufer und Handlanger rekrutieren sich doch immer aus der arabischen Bevölkerung. Unter den Palästinensern werden Selbstmordattentäter keineswegs zufällig immer wieder mit Erfolg in den Reihen von Familien gesucht, die Verwandte durch israelische Militäraktionen verloren haben.
Wer durch israelisches Militär auf die eine oder andere Weise um seine Existenz gebracht worden ist, wird in den meisten Fällen Hass empfinden und kaum darüber reflektieren, was dem vorausgegangen ist und welche Motive und Alternativen Israel gehabt hat. Das hat nichts mit unselbstständigem denken zu tun, sondern ist ab einem gewissen Punkt eine natürliche menschliche Reaktion und ein wesentlicher Punkt des Dilemmas, in dem Israel steckt und das nicht länger ignoriert werden darf, wenn es irgendwann so etwas wie Frieden geben soll. Denn die gut organisierten Hintermänner, die nur darauf warten, bestehende Wut und Verzweiflung gegen Israel zu instrumentalisieren, können meistens sowieso nicht gefasst werden.
Mit diesen rücksichtslosen Bombardements (die in vieler Hinsicht meilenweit über gezielte Schläge gegen die Hisbollah hinausgehen) können die Hisbollah-Kämpfer vermutlich früher oder später ausgeschaltet werden, aber in sechs bis acht Jahren steht vielleicht die nächste Front bereit, die sich aus den Kriegsopfern von heute zusammensetzt. Israel kann sich aus diesem Konflikt nicht herausbomben, wie die letzten Jahrzehnte immer wieder aufs neue gezeigt haben.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von eylou: 01.08.2006 17:21.
|
|
01.08.2006 17:14 |
|
|
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Meine Meinung dazu ist, dass man den Holocaust bei diesem Konflikt außen vor lassen sollte, es sei denn, es geht wirklich um einen inhaltlichen und nicht um einen polemischen Zusammenhang. Und auch dass es nicht um Moral und gut oder böse geht, sondern ein Problem, von dem die Hisbollah nur ein Teil ist und das mit Konfrontation nicht zu lösen ist.
Und von Sinn udn Unsinn dieses Krieges abgesehen meine ich, dass wie schon geschrieben dem berechtigten Sicherheitsbestreben einer Bevölkerung irgendwo Grenzen gesetzt sind, wenn so viele andere Menschen darunter leiden müssen, wie es jetzt im Libanon der Fall ist.
|
|
01.08.2006 19:28 |
|
|
Roy Black unregistriert
|
|
Zitat: |
Original von eylou
Meine Meinung dazu ist, dass man den Holocaust bei diesem Konflikt außen vor lassen sollte, es sei denn, es geht wirklich um einen inhaltlichen und nicht um einen polemischen Zusammenhang. |
ich würd sogar sagen, man sollte es grundsätzlich trennen, dass sind 2 verschiedene Paar Schuhe Holocaust - und dass was im Moment passiert !! lässt sich sehr schwer miteinander vergleichen oder Bilanzieren und sogar der Autor ist sehr bemüht und schafft es doch nicht vollkommen überzeugend diese 2 Probleme unter einen Hut zu bekommen.
|
|
01.08.2006 20:57 |
|
|
Admin
Ruhig angehn
Dabei seit: 04.10.2003
|
|
Henryk M. Broder ist nicht eben ein unbekannter Autor. Er ist gewissermaßen berühmt (oder, wenn man so will, berüchtigt) für seine sehr zuspitzende, ganz und gar nicht objektive und sachliche Meinung in Sachen Judentum/Israel/Nahost.
Nichtsdestotrotz ist er ein brillanter, lesenswerter Autor, der es auch in seinen umstrittensten Artikeln schafft, den Finger auf die realen Wunden zu legen.
Was wiederum niemanden davon entbindet, sich seine eigene Meinung zu bilden. Dieser Standpunkt bei Spiegel online ist einer von vielen, sehr sehr lesenswerten und überaus vielfältigen Kommentaren. Die gibt es nämlich von sehr vielen Leuten aus allen Richtungen zu diesem Thema.
Ich denke, es hilft uns tatsächlich, so viele fundierte Meinungen wie möglich zu lesen, um diesen Konflikt wenigstens irgendwie zu verstehen. (Unabhängig davon, was man selbst von ihm hält.)
|
|
01.08.2006 21:36 |
|
|
Zack
Frau
Dabei seit: 27.07.2005
Themenstarter
|
|
Zitat: |
Meine Meinung dazu ist, dass man den Holocaust bei diesem Konflikt außen vor lassen sollte, es sei denn, es geht wirklich um einen inhaltlichen und nicht um einen polemischen Zusammenhang. |
zunächst mal finde ich polemik in manchen fällen gar nicht schlecht...(s. admins kommentar zu broder), weil sie die dinge derart auf den punkt bringt, dass es weh tut.
und den holocaust finde ich wesentlich um diesen konflikt jetzt zu verstehen. israel ist eben als reaktion darauf entstanden. und dass der antisemitisms der islamisten nach deutschem vorbild funktioniert ist auch bemerkenswert.
und zum beispiel eine interessante frage, die der text aufwirft: den juden wird - oft auch unterschwellig - vorgeworfen, dass sie sich im dritten reich nicht gewehrt haben bevor es zu spät war. und jetzt wo sie sich wehren, bevor es zu spät ist, ist es völkerrechtswidrig und unmoralisch. ich denke, dass man das sehr wohl vergleichen kann.
auch absurd: jede handlung der israelischen armee wird genauestens unter die moralische lupe genommen & in den meisten fällen als völkerrechtswidrig verurteilt. warum? dieses urteil fällt nie, wenn es um die hamas oder die hisbollah geht, die ja nun wirklich willkürlich menschen töten.
__________________
Nieder mit Deutschland
|
|
02.08.2006 09:42 |
|
|
ut4you
Biergourmet
Dabei seit: 26.03.2004
|
|
Zitat: |
Original von Zack
auch absurd: jede handlung der israelischen armee wird genauestens unter die moralische lupe genommen & in den meisten fällen als völkerrechtswidrig verurteilt. warum? dieses urteil fällt nie, wenn es um die hamas oder die hisbollah geht, die ja nun wirklich willkürlich menschen töten. |
Die Frage ist doch relativ leicht zu beantworten. Von der Hamas und der Hisbollah erwartet man einfach ein völkerrechtswidriges Vorgehen und vom demokratischen Staat Israel erwartet man ein völkerrechtskonformes Vorgehen, was auch verständlich ist, in meinen Augen.
Ein demokratischer Staat hat sich nicht nur dazu verpflichtet, seine eigenen Bürger vor unmenschlicher Gewalt zu schützen, sondern er ist auch in der Pflicht, quasi als Vorbildfunktion, andere Völker vor solchem Verhalten zu schützen. Wenn er dies nicht leistet, steht er zu Recht in der Kritik.
__________________
|
|
02.08.2006 09:57 |
|
|
Line
Elke
Dabei seit: 14.01.2004
|
|
Zitat: |
Original von Zack
(...)
und zum beispiel eine interessante frage, die der text aufwirft: den juden wird - oft auch unterschwellig - vorgeworfen, dass sie sich im dritten reich nicht gewehrt haben bevor es zu spät war. und jetzt wo sie sich wehren, bevor es zu spät ist, ist es völkerrechtswidrig und unmoralisch. |
Vor Antisemitismus zu warnen, dann aber von "den Juden" zu sprechen finde ich ziemlich gefährlich. Insbesondere den Staat Israel mit "den Juden" gleichzusetzen, die dann auch noch dieselben "die Juden" seien, die Auschwitz überlebt haben, macht, dass sich mir die Zehennägel kräuseln.
Vokabular!
Das nur als Einwurf zwischendurch.
Edit: Zack, damit meine ich dich - Broder meint zwar dasselbe (was mich an und für sich auch schon genug nervt), schreibt es aber wenigstens nicht mit dieser Wortwahl...
__________________ "You forget the things you were certain you would always remember, especially the tiny things, and all too often they're the things that matter."
- Neil Gaiman
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Line: 02.08.2006 12:14.
|
|
02.08.2006 12:12 |
|
|
eylou
Banane
Dabei seit: 04.01.2005
|
|
Natürlich existiert das Völkerrecht, festgehalten und nachzulesen in der Charta der Vereinten Nationen. Dass in westlichen Medien oder internationalen Organisationen dabei auf Israel und die Hisbollah bezogen mit zweierlei Maß gemessen wird, kann ich, nach dem was ich bislang mitbekommen habe, aber bislang nicht erkennen. Im Gegenteil ist Israel z.B. durch das Veto der USA im Sicherheitsrat gemessen an der Rücksichtslosigkeit und Willkür der Militärschläge bisher sehr glimpflich davongekommen. Überhaupt versetehe ich diese Argumentation nicht - immerhin wird hier gerade ein Land mit 4 Millionen Einwohnern zerstört. Jede öffentliche Verurteilung von Militäraktionen, die dabei völkerrechtlich nicht legitim sind, ist aus meiner Sicht wichtig und sollte nicht in Frage gestellt oder gar abgelehnt werden.
|
|
03.08.2006 15:42 |
|
|
|
|
|
|