|
|
Science of Sleep |
Pounzer
Biergourmet
Dabei seit: 20.10.2003
|
|
Liebe Gemeinde!
Ich war gestern Abend in "Science of Sleep" und...joah, ich finde den Film recht gelungen. Ist irgendwie so ein bisschen ne Mischung aus Vergiss mein nicht (ist ja auch Michel Gondry!), L'Auberge Espagnole und Augsburger Puppenkiste.
Klar, an "Vergiss mein nicht" kommt er nicht ran. Aber "Science of Sleep" ist meiner Meinung nach zumindest mal wieder was sehr eigenständig. Ein Film, der einen dazu bringt, die Welt wenigstens für ein paar Momente mit anderen Augen zu sehen.
Was meint ihr?
|
|
02.10.2006 22:47 |
|
|
|
Schlafwandler im Liebesrausch
Wie baut man sich Träume? Gleich zu Beginn von Michel Gondrys drittem Spielfilm kocht uns Stéphane einen Traum vor: Da werden «wahllose Gedanken, etwas Nachklang vom Tag, Erinnerungen an Vergangenes» und einiges mehr im Topf verrührt, bis ein Traum brodelt - oder ein Film.
Von Mexiko nach Paris gezogen, erhofft sich Stéphane (Gael Garcia Bernal) einen kreativen Job bei einer Kalenderproduktion. Als sich zeigt, dass er als bessere Kopierkraft angestellt worden ist, flüchtet sich Stéphane in die Welt der Träume. Eine Gleichgesinnte erkennt er in Stéphanie (Charlotte Gainsbourg), die neben ihm einzieht: Ihre Filztiere bevölkern fortan seine Parallelwelt; in ihr Hochbett flüchtet er vor den Monstern des Alltäglichen. Doch kann bei dieser Wahlverwandtschaft im Märchenhaften mehr als Geschwisterliebe blühen? Und sind seine Mitarbeiter wirklich so bieder und einfallslos? Je mehr der eintönige Job Stéphane bedrückt, desto öfter träumt er sich fort - und mit ihm auch seine Kollegen, die in der Pappwelt endlich aufblühen. Bald kann er Traum und Realität nicht mehr unterscheiden: Hat er Stéphanie tatsächlich einen Bekennerbrief unter die Tür geschoben? Feiert er wirklich Erfolge mit einem selber produzierten Kalender?
Wie bereits in seinem letzten Film, dem wunderbaren «Eternal Sunshine of the Spotless Mind», erzählt Michel Gondry vom Träumen und von der Liebe; wie beide voneinander schöpfen und wie schwierig die Trennlinie zwischen Realität und Phantasie zu ziehen ist. In liebevollen Animationen, die ohne Computerhilfe auskommen, entwirft Gondry - ähnlich wie in vielen seiner preisgekrönten Videoclips - ein Universum, in dem der Prinz auf einem Filzpferd reitet und die Autos aus Karton gebaut sind. Charme umgibt auch den Protagonisten selber: Nicht nur als «Schlafforscher», auch als Erfinder malt sich Stéphane Farben in sein Leben. Selbst wenn Stéphanie seine 3-D-Brille nutzlos findet, mit der das Leben - wie ja sonst auch - in drei Dimensionen erscheint, tüftelt er weiter. Eine 1-Sekunden-Zeitmaschine transportiert ihn in die Zukunft oder in die Vergangenheit - um jeweils 1 Sekunde. Das sind immerhin 24 Filmbilder.
Bei allem Einfallsreichtum und trotz der grossen Liebe zum Detail lullt «The Science of Sleep» mit der Zeit ein wenig ein: Der Film ist zu lang. Auch wenn Gael Garcia Bernal und Charlotte Gainsbourg ein schönes Fast-Leinwandpaar abgeben, auch wenn den Basteleien wie den bewaldeten Schiffchen Poesie entspringt, so schleicht sich doch mal ein Gähnen ein. Aber vielleicht hat dies ja nur mit der Materie zu tun: Wie lange kann man einem Träumer zusehen, ohne selbst unter die Decke kriechen zu wollen, die Augen schliessen und entweichen in dieses Reich, das in seiner ganzen Einzigartigkeit und Absurdität uns, noch schlaftrunken, doch auch Realität ist? cineman.ch
__________________ lebend tot!
www.zeitkunst.jimdo.com www.indienet.ch
|
|
03.10.2006 01:49 |
|
|
|
|
|
|