Sich selbst vergeben |
Natollie
Rechthabegedöns
Dabei seit: 28.09.2003
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Ein Thema das wahrscheinlich keinen interessiert, aber mir am Herzen liegt, vor allem wenn ich sehe, wieviele Probleme hier immer gewälzt werden. Aaalso: Wer in den letzten Wochen ein Interview mit Alanis Morrissette gelesen hat (und es gab viele, Albumrelease und so
), dem wird sicher aufgefallen sein, dass es für sie sehr wichtig ist, sich selbst zu vergeben. Sprich, sie lässt abends den Tag Revue passieren und verzeiht sich dann, dass sie in dem Moment ungeduldig mit jemandem war oder da zu barsch reagiert hat und so weiter. Eine nette Praxis, die wir uns eigentlich alle angewöhnen sollten. Ich spreche jetzt nicht von Vergeben im Sinne von 'Ich bin doch ein armes Hascherl, alle sind so gemein zu mir und dabei kann ich doch für nix nix' - das ist dann Selbstmitleid
Ich spreche z.B. davon, dass ich mir heute vergebe, dass ich statt ins Fitnesscenter lieber direkt nachhause gefahren bin, weil ich lieber Fussball gucken wollte
Ich kann mir das verzeihen, weil ich weiss, dass ich morgen eine Stunde früher losfahre, um vor der Arbeit noch Trainieren zu gehen. Ich habe Nachsicht mit mir, weil ich heute Chips gegessen habe, obwohl ich abnehmen will - ich kann mir das vergeben, weil ich mal wieder gemerkt habe, dass Chips eigentlich bäh sind und ich mich dadurch schlapper fühle als wenn ich mich gesund ernähre. Ich verzeihe mir, dass ich heute zwei Dinge bei der Arbeit verbockt habe. Das ist kein Problem, weil ich nämlich andererseits das Meiste sehr gut erledigt habe und niemand wegen mir in Stress geriet. Im Klartext: Ich mache Fehler, aber die kann ich akzeptieren, weil ich gleichzeitig auch sehen kann, dass ich mehr richtig mache als falsch.
Das war nicht immer so. Früher musste ich alles perfekt machen oder gar nicht. Meine Wohnung war ein einziger Mülleimer, weil ich einfach nicht wusste wo ich mit Aufräumen anfangen sollte - wer perfekt sein will, scheitert oft schon am Anfang, weil die Aufgabe so unerfüllbar scheint. Mittlerweile ist meine Wohnung immer noch schlecht aufgeräumt und noch schlechter geputzt, aber ich gebe mich damit zufrieden, dass die Unordnung nicht mehr zu-, sondern ab und zu etwas abnimmt. Ich nehme mir Zeit - und schenke mir damit Ruhe. Als ich früher abnehmen wollte, musste es immer sofort erfolgreich sein, jetzt will ich es langsam angehen und mit kleinen Erfolgen (Eine Hose, die besser sitzt, ein Abend an dem ich nicht vor dem Fernseher esse) - und siehe da, es funktioniert. Das sind nur zwei Beispiele, es klappt auch mit meinen Finanzen besser usw.
Kurz: Seit ich akzeptiere dass ich manchmal wirklich der Idiot bin, aber dass das auch okay so ist, weil das allen passiert - seitdem halte ich mich nicht immer für den Idioten. Und soll ich euch was sagen? Das ist auch gut so.
Also, was ich euch damit sagen will ist dies: Wenn ihr was verbockt, dann habt ihr das halt verbockt. Vielleicht lässt sich mit diesem Eingeständis noch etwas retten, vielleicht auch nicht - aber sich deswegen selber zur Schnecke zu machen hilft nicht weiter. So, das hat wie gesagt sicher keinen interessiert, aber mir hat es Spass gemacht das zu schreiben. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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Last year, a band broke my heart. This year, a band almost broke my spirit.
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02.06.2004 21:34 |
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Natollie
Rechthabegedöns
Dabei seit: 28.09.2003
Themenstarter
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02.06.2004 22:01 |
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L'Öö
Banane
Dabei seit: 30.12.2003
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Seitdem ich so handle (seit kurzem übrigens erst), klappt's bei mir auch besser. (Klingt wie in 'ner Selbsthilfegruppe *g*)
Aber ich hatte halt Probleme beim Fahren lernen, Selbstzweifel und hab echt gedacht, ich wär unfähig. Mittlerweile weiß ich, dass jeder Fehler macht und das zum Lernen dazugehört. Und siehe da, es ist VIEL BESSER geworden. *stolz bin*
__________________ I'd rather my flame burn bright than be some puny little pilot light
Meine Ergüsse jetzt hier
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02.06.2004 22:02 |
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egal
3-Tage-Bart
Dabei seit: 25.05.2004
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@natollie
im prinzip ist das richtig. ich würde noch einen drauf setzen: nimm das "wenn" weg. ich meine, vergib dir einfach so. ohne, dass du was geleistet haben musst. DANN bist du frei. und dann kommt der rest von ganz alleine...
sorry, wenn ich dich missverstanden haben sollte. aber es hat sich so angehört, als wenn bei dir an das sich-selbst-vergeben ne bedingung geknüpft wäre, oder als ob zumindest ein ausgleich da sein müsste, damit du dir verzeihen darfst.
muss nich. stell dir vor, du bist beim punkt null. nix geht mehr. keiner hat dich lieb. du bist langweilig, gelangweilt, unnütz und doof. hässlich sowieso und lethargisch. du hast seit wochen nix mehr auf die reihe gekriegt und es wird sich niemals ändern. DANN ist es an der zeit zu sagen: hey - so what. alles is gut. trübsinnig vor sich hindümpeln is geil. das brauch der mensch von zeit zu zeit. und wer sich nich ab und zu mal so richtig, richtig mega-scheisse fühlt, macht sich - denke ich - was vor.
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03.06.2004 19:52 |
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Natollie
Rechthabegedöns
Dabei seit: 28.09.2003
Themenstarter
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Hmm, nö - ich seh das eigentlich nicht so dass da ein Ausgleich sein 'muss', ich bin mittlerweile einfach so diszipliniert, dass ich halt quasi automatisch für einen Ausgleich sorge.
Aber ich finde es z.B. auch überhaupt nicht schlimm, dass ich heute doch nicht trainieren war, weil ich zu müde zum Aufstehen war, Schlaf gönne ich mir immer gerne.
Was das 'Am Boden sein' betrifft, ich dümpel in der Stimmung nicht gerne rum, ich suhle mich meist so kurz und intensiv im Selbstmitleid dass ich die ganze Situation schnell selbst als lustig empfinde. Über Wochen könnte ich das nie hinziehen, dafür bin ich z.B. auch nicht der Typ. Aber es gibt sicher Leute, die sich durch solche Phasen regenerieren - nur für mich ist das nix.
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Last year, a band broke my heart. This year, a band almost broke my spirit.
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03.06.2004 20:14 |
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Krümel
Elke
Dabei seit: 02.06.2004
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die methode gefällt mir, aber ich denke auch, dass es nicht bei allem geht. klar, wenn ich jetzt zu müde war um was zu machen, kann ich mir das verzeihen, das finde ich dann in ordnung, aber es gibt auch als dinge, die ich mir nicht so leicht verzeihen kann. das passiert dann zwar nicht jeden tag, aber doch mal öfter.
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Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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04.06.2004 13:17 |
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Zitat: |
Original von Krümel
die methode gefällt mir, aber ich denke auch, dass es nicht bei allem geht. klar, wenn ich jetzt zu müde war um was zu machen, kann ich mir das verzeihen, das finde ich dann in ordnung, aber es gibt auch als dinge, die ich mir nicht so leicht verzeihen kann. das passiert dann zwar nicht jeden tag, aber doch mal öfter. |
seh ich genauso, hört sich klasse an aber irgentwie kann ich mir nicht vorstellen so zu denken bzw so zu handeln, ich denke das es ausfjedenfall sehr schwer ist.
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Ich schließe meine Augen und versuche zu schlafen,
denn ich möchte schlafen nur um nicht Leben und Denken zu müssen.
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04.06.2004 15:01 |
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